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Die Muse am Meer – Venezia

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Venedig ist eine der schönsten Städte der Welt: Mit ihren vielen kulturellen Schätzen, romantischen Gässchen, historischen Brücken, idyllischen
Kanälen und ihren legendären Aperitivi zieht die italienische Lagunenstadt alle in ihren Bann. 

Venezia – mindestens einmal im Leben muss man sie gesehen haben. Mindestens einmal sollte man zu ihr hinübergeschippert sein. Dieses Gefühl, wenn sie am Horizont auftaucht und ihre Schönheit sich einem offenbart. Wie eine Traumwelt, in die man langsam eintaucht. Eine magische Welt voller historischer Schätze – so prächtig und doch so zerbrechlich. Eine Stadt, erbaut auf mehr als 120 ehemaligen sumpfigen Inseln, die über 400 Brücken miteinander verbunden sind. Ein fragiler Mikrokosmos mit reichem Ökosystem, bedroht vom Hochwasser und dem offenen Meer, geschützt durch Landzungen, Inseln und dem milliardenteuren Hochwasserschutz-Projekt «Mose».

Auch wenn die faszinierende Lagunenstadt schon länger kein Geheimtipp mehr ist, bleibt sie eines der schönsten Reiseziele der Welt. Elegant, geschichtsträchtig, romantisch und zugleich unterhaltsam: So präsentiert sich die Serenissima, wie sie die Venezianer liebevoll nennen – ein italienisches Kleinod, wo barocke Kirchen, gotische Palazzi, antike Brücken, Denkmäler und Plätze von der künstlerischen und kulturellen Lebenskraft erzählen, welche die Geschichte dieser Stadt geprägt hat und immer noch prägt.

VON DER SEEMACHT ZUR KULTURSTADT  |Einst war die Stadt im Nordosten Italiens eine bedeutende Handels- und Seemacht: Begünstigt durch ihre geografische Lage, kontrollierte die «Königin der Adria» als Brücke zwischen Morgenland und Abendland die entscheidenden Handelswege im Mittelmeerraum. Die Venezianer nutzten ihre Stellung geschickt, indem sie Luxusgüter wie Gewürze, Seide oder Pelze aus dem Orient importierten und weiterverkauften. Unter dem Dogen Enrico Dandolo wurde mit Unterstützung der Kreuzfahrer 1203 Konstantinopel erobert und das Byzantinische Reich zerstört. Im 15. Jahrhundert reichten das Einflussgebiet und die Handelswege von der Ostküste der Adria über Konstantinopel bis zur «Levante» und über das Schwarze Meer bis nach Asien. Die einstige Weltmachtstellung beeindruckt umso mehr, wenn man bedenkt, dass die ersten Siedler Festlandflüchtlinge waren, die vor den Invasionen der Westgoten und Hunnen geflohen waren.  

Heute ist Venedig Weltkulturerbe und gehört zu den ältesten und faszinierendsten Städten Europas. Gerade jetzt in Corona-Zeiten umgibt sie eine besondere Aura, da der Massentourismus ausbleibt. Mit ihren vielen Brücken, idyllischen Kanälen und verträumten Gässchen lädt die autofreie Hauptstadt des Veneto förmlich zum Flanieren, Erkunden und Verweilen ein. Italienliebhaber finden hier alles auf konzentrierter Fläche, was ihr Herz begehrt: geballte Kunst und Kultur, gutes Essen, südländisches Flair und eine grosse Portion Romantik.

CALLE, CAMPI UND SESTIERI |Die Venezianer sagen, dass man ihre wunderbare Stadt am besten erkundet, indem man auf Geratewohl in eine «Calle» einbiegt – so heissen die Strassen in Venedig. Verirren kann man sich kaum, da man immer wieder an einer bekannten Ecke landet. Pulsierendes Herzstück ist die Piazza San Marco, der einzige Platz in Venedig, der die Bezeichnung «Piazza» trägt. Alle anderen Plätze nennen sich «Campo». «Der schönste Festsaal Europas» (zit. Napoleon) gilt als Meisterwerk städtebaulicher Konstruktion. Seit ihren Ursprüngen ist die schwimmende Stadt in sechs Bezirke, «Sestieri» unterteilt. San Marco ist eines der kleinsten, beherbergt jedoch die meisten Sehenswürdigkeiten. Die Piazza mit Sicht auf die Insel San Giorgio Maggiore ist umgeben von Werken von unbestreitbarem Wert: dem imposanten Campanile und der Basilika; dem Palazzo Ducale mit seiner berühmten Seufzerbrücke; dem Torre dei Mori, auch Torre dell’Orologio genannt; den alten und neuen Prokuratien, und, und, und. 

Einer der attraktivsten und lebendigsten Stadtteile ist das kleine San Polo. Zu besichtigen gibt es u.a. die Basilica Santa Maria Gloriosa dei Frari und die Scuola Grande di San Rocco, den Mercato di Rialto – einen der ältesten Märkte Italiens – und natürlich die majestätische Rialtobrücke. Zwei weitere Sestieri sind Cannaregio, wo einst Marco Polo, Tiziano und
 Tintoretto hausten und das antike jüdische Viertel liegt, und das Universitätsviertel Dorsoduro mit der Peggy Guggenheim Collection, der Gallerie dell’Accademia, den Kirchen Santa Maria della Salute und San Sebastiano sowie dem wunderschönen Palast Ca’Rezzonico. Die einzige Sestiere, wo Fahrzeuge erlaubt sind, ist das weniger touristische Santa Croce. Und dann gibt es noch Castello: Die grösste Sestiere umfasst eine breite Palette an urbanen und architektonischen Elementen – von der touristischsten Zone nahe des Palazzo Ducale über die grosse Basilica dei Santi Giovanni e Paolo und der Chiesa di San Giovanni Bragora bis zu den bescheidenen antiken Häusern der Werftarbeiter.  
In diesem grünen Stadtteil mit seinen napoleonischen Gärten befindet sich auch das Arsenale, die alte Schiffswerft und der Sitz der weltbekannten Kunstbiennale.

STADT DER SPEKTAKEL  |Nebst den vielen historischen Sehenswürdigkeiten hat die Geburtsstadt von Marco Polo, Vivaldi und Casanova ein reiches kulturelles Programm vorzuweisen. Während die tausendjährige Kulturtradition Venedigs mit der Biennale di Venezia – der ältesten und berühmtesten internationalen Kunst- und Architekturausstellung – alle zwei Jahre in den Giardini gefeiert wird, finden die internationalen Filmfestspiele als Teil der Biennale für zeitgenössische Kunst jedes Jahr von Ende August bis Anfang September im Lido di Venezia statt. Ursprünglich nicht als Wettbewerb gedacht, gehört die Auszeichnung der Veranstaltung, der goldene Löwe, zu den wichtigsten internationalen Anerkennungen. 

Und was wäre Venedig ohne den Carnevale? Bis heute überzieht die Stadt ein besonderer Zauber, wenn sich die Venezianer zur Fastenzeit mit bunten Karnevalsmasken und Gewändern aufwendig verkleiden. Der jahrhundertealte Brauch lockt jedes Jahr zahlreiche Besucher in die Stadt. Das Hauptspektakel spielt sich in den engen Gassen zwischen Markusplatz und Rialtobrücke ab. Aber auch abseits des Trubels finden sich etliche Veranstaltungen und Bälle. Die Highlights sind der «Engelsflug» auf dem Markusplatz zur Eröffnung der Feierlichkeiten und der historische Umzug. Dieser findet mit geschmückten Booten am Wochenende in den Kanälen statt. 

Das Leben und Feiern um und auf den Kanälen hat eine lange Tradition. Man denke nur an die Regata Storica, die auf das 13. Jahrhundert zurückgeht. Die spektakuläre Veranstaltung im September ist Treffpunkt von Liebhabern und Neugierigen, die dem Wettkampf der besten Ruderer der Lagune und der vorausgehenden Boot-Parade entlang des Canal Grande begeistert folgen. Eine weitere legendäre Regatta ist die Vogalonga. Die in den 70er-Jahren von venezianischen Ruderfreunden ins Leben gerufene Ruderregatta wollte die Venezianer für das Problem des hohen Wellengangs, ausgelöst von den schnellen Motorboten, sensibilisieren. Die Veranstaltung hat sich zu einem der wichtigsten Grossevents der Stadt entwickelt, wobei sie Ausdruck des Respekts gegenüber der Umwelt und der alten Tradition dieser Fortbewegungsart ist.

Die Gondel war früher das Fortbewegungsmittel Nr. 1 in Venedigs Kanälen. Heute verkehren auch andere Boote auf den Wasserstrassen. So ist das Vaporetto-Schiff eine komfortable Alternative zum Spaziergang durch die Calli. Es ist das einzige echte öffentliche Verkehrsmittel, das die Stadtteile sowie die umliegenden Inseln miteinander verbindet.   
Doch nichts geht über eine romantische Gondelfahrt entlang des Canal Grande und durch das Labyrinth der 150 Kanäle.
Die schwarzen Gondeln mit ihren charakteristischen Bug-eisen bieten immer noch die beste Gelegenheit, um «la Venezia» in ihrer ganzen Schönheit wahrzunehmen.

ENTDECKEN UND GENIESSEN  |Nach einem erlebnisreichen Tag in Venedig gibt es nichts Erfrischenderes, als sich einen Aperitivo zu gönnen. Dieser ist schliesslich im Norden Italiens zu Hause. Der Aperitif mit Freunden ist für die Venezianer ein unverzichtbares Ritual. Eine kulinarische Tradition aus Venedig sind «Bàcari» – typisch-venezianische Osterien, in denen man eine grosse Auswahl an Weinen im Glas (Ombra de vin) und spezielle Snacks (Cicchétti) zu einem relativ günstigen Preis findet. Zu den empfehlenswerten Bàcari gehören das Gislon und all’Arco nahe der Rialtobrücke, das traditionelle alla Ciurma in San Polo, Cantinone gia’Schiavi sowie Paradiso perduto. Der Name «Bàcaro» scheint sich übrigens von «Bacchus», dem Gott des Weines, oder von «far bàcara», einem venezianischen Begriff für das Feiern, abzuleiten. Und die Venezianer wissen, wie man das Leben feiert. Wie niemand anderes haben sie es geschafft, aus allem, was sie anfassen, eine Kunst zu machen: angefangen von den ehemals 120 sumpfigen Inseln, auf denen sie eine der schönsten Städte erbaut haben, bis hin zum Essen und Trinken.     e

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