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Da, wo der Weihnachtsmann wohnt

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Hoch oben am Polarkreis haust der Weihnachtsmann oder Joulupukki, wie ihn die Finnen nennen. Einmal jährlich zur Weihnachtszeit kommt er mit seinen Rentieren und Schlitten zu uns geflogen. Wem das zu wenig ist, kann ihn das ganze Jahr über in Rovaniemi besuchen. 

Wussten Sie, dass der Weihnachtsmann aus Finnland kommt? Im hohen Norden, am geheimnisvollen Polarkreis, lebt er zusammen mit seiner Frau, seinen Rentieren und den emsigen Tonttu (Weihnachtswichteln), die ihm bei den Weihnachtsvorbereitungen helfen. Der Legende nach ist der Joulupukki – so heisst er auf Finnisch – der Nachfolger des Heiligen von Myra. Es heisst zudem, dass sein eigentlicher Wohnort der geheimnisvolle Berg Korvatunturi («Ohrenberg») ist. Ein Berg, geformt wie ein grosses Ohr, das die Weihnachtswünsche von Klein und Gross auf der ganzen Welt hören kann. Den genauen Standort des Berges kennen nur ein paar Eingeweihte. Zu unser aller Glück verlegte der Weihnachtsmann in der Nachkriegszeit seinen Lebens-
mittelpunkt nach Rovaniemi. Wie es dazu kam? 

Das am Polarkreis gelegene Rovaniemi, 1944 im Krieg nahezu völlig zerstört, erhielt von den Vereinten Nationen Hilfe für den Wiederaufbau. 1950 besuchte Eleanor Roosevelt, die Frau des ehemaligen US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt, die Stadt, um sie beim Wiederaufbau moralisch zu unterstützen. Bei der Gelegenheit wollte sie auch den Nördlichen Polarkreis besuchen. Und so liessen die Verantwortlichen der Stadtverwaltung von Rovaniemi eine Holzhütte am Polarkreis acht Kilometer nördlich der Stadt erbauen und holten den Rauschebart vom über 200 Kilometer entfernten Ohrenberg dorthin, um die First Lady zu empfangen. Und der Joulupukki kam, um zu bleiben. Beeindruckt von seinem Besuch, schrieb Frau Roosevelt in ihren Memoiren über ihr Erlebnis am Polarkreis. Und so wurde der finnische Weihnachtsmann im Nu weltberühmt. Die Hütte war die Geburt des Weihnachtsmanndorfes. 

Ort der Kindheitsträume |Das «Santa Claus Village» nahe Rovaniemi hat sich über die Jahrzehnte zu einem der wichtigsten Reiseziele Finnlands und Nordeuropas entwickelt. Hier, am magischen nördlichen Polarkreis, am Tor zur Arktis, empfängt der Weihnachtsmann das ganze Jahr über Hunderttausende von Menschen jedes Alters und aus allen Ecken der Welt. Die Magie von Weihnachten ist allgegenwärtig. Besucher können sich im Weihnachtsmanndorf die Werkstätte der Wichtel ansehen, pelzige Rentiere streicheln, sich mit festlichen Souvenirs eindecken und – das wohl Allerschönste – dem Joulupukki persönlich begegnen. Sein Postamt und zugleich offizielles Büro liegt im Herzen des Weihnachtsmanndorfs gleich neben der historischen Roosevelt-Hütte (die Adresse lautet: Santa Claus Main Post Office, 96930 Napapiiri, Finnland). Seit 1985 hat hier der Weihnachtsmann über 18 Millionen Briefe aus vielen Ländern erhalten. Jährlich sind es mindestens 700000, die in seinem Briefkasten landen. Und jeder wird beantwortet. Hinzu kommen Zigtausende Weihnachtsgrüsse, die sich vom Postamt auf den Weg in die Heimat der Besucher machen. Und während die fleissigen Wichtel alle Korrespondenz mit weihnachtlichem Poststempel versehen, hört sich der grosse, freundliche Mann mit rotem Gewand geduldig die Weihnachtswünsche der Kinder an. Die Warteschlangen für eine Audienz im warmen und einladenden Haus des Weihnachtsmanns können an manchen Tagen ganz schön lang werden. Aber das Warten lohnt sich. Denn eine Begegnung mit dem legendären Santa ist einfach einmalig! So richtig rund läuft es in Rovaniemi einen Monat vor Weihnachten, wenn der Joulupukki die Weihnachtszeit im Dorf offiziell einläutet. Den Höhepunkt im Santa Claus Village bildet der 23. Dezember. Um Punkt 19 Uhr am Tag vor Heiligabend tritt der Weihnachtsmann mit seinen Rentieren seine Reise an, um den Menschen auf der ganzen Welt die Geschenke zu bringen. 

Weihnachten in Finnland |Nichts ist dem weissbärtigen Gesellen wichtiger, als der ganzen Welt Glück zu bringen. Seine Mission: Das Wohl der Kinder und die Gutmütigkeit der Erwachsenen zu fördern sowie die Botschaft der Liebe und von Weihnachten weltweit zu verbreiten. Denn Weihnachten ist die Zeit des guten Willens, die man im Kreis von Familie und Freunden verbringt. Das Fest ist aber auch eine Zeit der guten Taten: In Finnland bekommen die Haustiere ein kleines Geschenk, für die Vögel werden Hafer oder Körner ausgestreut, damit sie den kalten Winter besser überstehen. Selbst verköstigen sich die Finnen über die Festtage mit Leckereien wie frisch gebackenen Ingwerkeksen oder Blätterteigsternen gefüllt mit gekochten Dörrpflaumen (Joulutorttu). Die Geschenke werden schon am Heiligabend (Jouluaatto) ausgepackt. Die ganze Familie trifft sich dann zum traditionellen Weihnachtsessen. Doch vor dem Heiligabend-Schmaus steht noch die Joulu-Sauna an, und noch davor isst man gemeinsam einen Reisbrei (Riisipuuro), in dem sich eine Mandel versteckt. Der Brauch besagt, dass wer die Mandel in seinem Weihnachtsbrei findet, für das kommende Jahr mit Glück gesegnet ist. Als traditionelles Gericht gibt es Weihnachtsschinken (Joulukinkku) oder Lamm- oder Putenfleisch. Natürlich darf auch die Vorspeise nicht fehlen: Die Finnen lieben Heringssalat (Sillisalaatti) und Rosolli, das aus Salzheringen, gekochten Kartoffeln, Karotten, Rote Beete, Gewürzgurken, Äpfeln, Zwiebeln und gekochtem Fleisch zubereitet und mit Schlagrahm serviert wird. Zum Abschluss gibt es Pulla – ein Hefegebäck mit Zimt und Kardamom – sowie Kaffee und heissen Kakao. Zu den finnischen Bräuchen der Winter- und Adventszeit gehört es auch, einen heissen Glögi zu trinken – die finnische Version des Glühweins. Frau Weihnachtsmann kennt natürlich alle Rezepte auswendig, was man gut am wohlgenährten Bauch ihres Gatten erkennen kann. 

Winterzauberwelt |Richtig schön wird es in der Heimat des Joulupukki in der Winterzeit, wenn die Sonnenstunden kurz sind und sich eine dicke Schneeschicht über die lappländischen Wälder legt. Bei so viel winterlich-weihnachtlicher Atmosphäre kommt richtig Ferienstimmung auf. Wer den Weihnachtsmann in Rovaniemi besucht, plant am besten auch ein paar Tage für das Erkunden der Umgebung ein. Denn der Zauber der winterlichen Weiten Lapplands ist unschlagbar. Und romantische Unterkünfte, gemütliche Cafés und Restaurants finden sich in der Tourismusdestination Rovaniemi zuhauf. Ein besonderes Erlebnis ist Lumimaa/Snowland, ein Iglu-Restaurant, wo die Gäste in wahrhaft arktischer Atmosphäre an Eistischen und umgeben von Eisskulpturen und flackernden Lichtern speisen. 

Für die Besucher der Gegend um Rovaniemi stehen zahlreiche Winteraktivitäten zur Auswahl: Auf Langlaufski oder Schneeschuhen kann man die unendlichen finnischen Wälder durchstreifen. Dazu gibt es Husky- und Rentierschlittenfahrten oder Schneemobil-Touren durch die schneebedeckte Landschaft. Auch Skifahren kann man in Lappland, beispielsweise im 100 Kilometer weit entfernten Pyhä-Nationalpark. Es muss nicht immer Action sein: Viele zieht es in den finnischen Norden, um Ruhe und Besinnlichkeit zu finden. Die Stille der finnischen Natur kombiniert mit einem abendlichen Saunagang ist Seelenbalsam für jede gestresste Seele. Der Polarkreis gilt als ein besonderer Ort, fernab von Stress und schlechten Schwingungen. Es heisst zudem, dass die Überquerung des Polarkreises Glück für das ganze Leben bringt. 

Das Fuchsfeuer |Die Krönung jedes Lappland-Besuchs sind die Polarlichter. Das Nordlicht, auch als Aurora borealis bekannt, ist in Finnisch-Lappland in bis zu 200 Nächten pro Jahr zu sehen. In Rovaniemi lässt sich das faszinierende Naturschauspiel von Ende August bis Anfang April beobachten. Im hohen Norden ist das leuchtende Himmelsphänomen eine wahre Winterattraktion. Wenn die bunten Polarlichter über dem winterlichen Horizont tanzen, ist es, als ob die Sonne die Erde küsste. Die Farben des einzigartigen Lichtertanzes reichen von Grün über Blau bis hin zu Gelb-, Violett- und Rottönen. Wie sich windende Schleier, Strahlen oder Bögen bewegen sich die mysteriösen Lichter oft schnell und unkontrolliert am arktischen Himmel. Das zauberhafte Naturereignis fesselt die Menschheit seit je. Viele alte Völker sahen in der Naturerscheinung Götter oder die Seelen der Toten, die mit ihnen in Kontakt treten wollten. Der samischen Überlieferung nach entsteht das Nordlicht durch einen Fuchs, der über die Fjälls Lapplands läuft und dabei mit seinem Schwanz Schnee aufwirbelt und Funken zum Himmel schickt. Die finnische Bezeichnung für das Nordlicht «revontulet» (auf Deutsch: Fuchsfeuer) beruht auf dieser Legende. Heute lässt sich das Phänomen auch wissenschaftlich erklären: Geladene Teilchen, darunter der Sonnenwind, treffen auf die Erdatmosphäre und bringen Luftmoleküle zum Fluoreszieren, wodurch der Himmel in schillernden Farben erleuchtet. Je näher am Magnetpol der Erde, desto häufiger und ausgefallener sind die Lichtphänomene. Um die zauberhafte Erscheinung zu sehen, bedarf es eines klaren und dunklen Himmels und eines Standorts frei von Lichtverschmutzung. In Rovaniemi braucht man für eine gute Beobachtungsstelle nicht weit aus dem Stadtzentrum zu gehen. Die Polarlichter erscheinen normalerweise zwischen 22 Uhr abends und 2 Uhr morgens, manchmal auch schon ein paar Stunden früher. Es lässt sich nicht hundertprozentig sicher voraussagen, wann das Nordlicht erscheint. Doch wer es einmal erblickt, wird für immer belohnt. Und wer am Abend des 23. Dezembers genau hinschaut, sieht vielleicht sogar den Weihnachtsmann mit seinen Rentieren auf den bunten Schweifen der Polarlichter zum Himmel emporsteigen.   

Weitere Tipps finden Sie in unserem Magazin 06/21, jetzt am Kiosk erhältlich oder Online bestellen.

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