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01/22 Mein Freund Freezy

Cime di rapa mit Coquille Saint-Jacques an Noilly-Prat-Sauce

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Fotografie: Erwin Auf der Maur
Rezept, Styling & Produktion: Marion Michels

Freezy schaut besorgt durch die riesige Fensterfront in den Garten. Er wartet seit Wochen auf die zwei Bären, die sich in diesem Jahr partout nicht in den Winterschlaf begeben wollen. Ich hatte ihm an einem gemütlichen Abend bei einem Glas Wein, oder waren es zwei?, einen Witz erzählt. Den hat er ernst genommen. Der Witz geht so: «Treffen sich zwei Bären. Sagt der eine zum anderen: ‹Du, in diesem Jahr werde ich keinen Winterschlaf halten.› ‹Warum denn das nicht?›, fragt ihn sein Freund. Die Antwort: ‹Ich will einmal in meinem Leben sehen, wer all die Blätter im Frühling wieder an die Äste klebt.›» 

Diese kleine Geschichte hat Freezy tierisch ernst genommen. In diesem Jahr war der Blättersegen der riesigen Buche in meinem Garten besonders überwältigend. Jetzt ragen nur noch die Äste der Buche in den Winterhimmel. Die Sonne blinzelt ungehindert durch die Äste und flirtet mit Freezy. Trotzdem macht sich Freezy Sorgen. Sicher plagt ihn auch die Langeweile. Er macht sich Gedanken um die zwei netten Bären. Was werden sie in der langen Wartezeit anstellen. Ohne Gutzis? Der Winter in der Stadt ist unglaublich langweilig. Nichts blüht. Nichts piepst. Nichts hüpft auf der Wiese herum. Keine Maus auf der Flucht vor dem Kater. Kater im Winterschlaf. Selten tanzen Schneeflocken durch die Luft. Oft trommelt der Regen gegen die Fensterfront. Der Winter ist nicht Freezys Zeit. Meine auch nicht. Freezy fühlt sich leer. Ich fühle mich traurig. Freezys einzige Gesellschaft bin ich. Meine Witze kennt er schon alle. Das Allgegenwärtige C-Thema meiden wir. Wir wollen nicht noch mehr böse Geister wecken. Es bleibt die Hoffnung, dass unsere zwei Bären vor lauter Müdigkeit in all den Laubmassen noch ein warmes Plätzchen gefunden haben und seelig schlafen. Eigentlich blöd, haben sie uns nicht ihre Adresse gegeben! Wir hätten sie zuverlässig geweckt. Sobald die Buche irgendwann im April die ersten winzigen Grünlinge bekommt.    

Ein kalter Januartag, der nach etwas Warmem verlangt. Zuerst mal ein Feuerchen anmachen und ein Glas Rotwein trinken. 

1 Im Freezy ist noch Cime di rapa aus bella Italia – wunderbar! Das Gemüse küchenfertig vorbereiten, in Salzwasser blanchieren, in Eiswasser abschrecken und abtropfen lassen.  

2 Es gibt auch noch ein paar Coquilles Saint-Jacques. In Milch auftauen, abtropfen und mit einem scharfen Messer rautenförmig einschneiden.  

3 Als Letztes à la minute in einer beschichteten Pfanne goldbraun braten. Beim Anrichten salzen.  

4 1 dl Rahm, 1 El Butter, 1 Schuss Noilly Prat, Piment d’Espelette, wenig Zitronensaft 10 Minuten köcheln lassen. Mit Salz und geriebener Zitronenschale abschmecken.  

5 Den abgetropften Cime di rapa in heisser Bratbutter oder in heissem Rapsöl erhitzen. Mit Muskatnuss und Salz würzen und mit gerösteten Pinienkernen bestreuen.

6 Die Coquilles Saint-Jacques auf dem Cime di rapa anrichten und mit der Sauce nappieren.

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