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Magazin 05/18 Reisen

ARABIA FELIX

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Fotografie: Christine Zenz
Text: Ursula Egli

DHOFAR

Die Region Dhofar umfasst ein Drittel des Sultanats Oman und unterscheidet sich völlig vom Norden des Landes. Von Juni bis August hüllt der Monsun die Küste der Region Dhofar in dichten Nebel und Nieselregen und verwandelt die zuvor noch kargen Südhänge der Berge in eine üppig grüne Landschaft. Das wohltuende Grün und der relativ «kühle» Sommer sind eine Attraktion in der sonst bis 50 Grad heissen Wüstenregion und machen Dhofar zur Monsunzeit zu einem der beliebtesten Ferienziele arabischer Besucher. Wer in den Süden Omans reist, kommt nicht darum herum, sich mit Weihrauch zu befassen. So auch ich, obwohl mir ehrlich gesagt der herbe, grüne Duft des Harzes unserer europäischen Nadelbäume lieber ist. Da wird mir hier im Orient natürlich niemand zustimmen. Zu sehr hat der Weihrauch die ganze Region geprägt und zu grossem Wohlstand gebracht. Schon in der Steinzeit wurde er geräuchert. Im Ägypten der Pharaonen wurde er verbrannt, ebenso in den Tempeln Baals und im antiken Griechenland. Die Königin von Saba hat ihn Salomo geschenkt, die Heiligen Drei Könige brachten ihn in den Stall zu Bethlehem. In Rom wurde er in Gold aufgewogen: der Weihrauch. Transportiert wurde er über einen der ältesten Handelswege der Geschichte, eine der grossen Brücken zwischen Orient und Okzident: die Weihrauchstrasse. Ihre Blütezeit währte über tausend Jahre, von 600 vor bis 500 nach Christi Geburt. Die Weihrauchstrasse verband die Küsten des Indischen Ozeans mit jenen des Mittelmeeres. 70 bis 90 Tage brauchten die Kamele für die 3500 Kilometer lange Strecke. Es gibt etwa 25 verschiedene Arten von Weihrauchbäumen. Sie wachsen nicht nur in Südarabien, sondern auch in Äthiopien, Eritrea, Sudan und Indien. Die knorrigen Bäume wachsen wild und können weder verpflanzt noch kultiviert werden. Bis heute wird der Weihrauch geerntet wie vor 3000 Jahren. Mit ihrem Schabemesser ritzen die Beduinen, die auch die Besitzer der Bäume sind, behutsam die Rinde ein. Geerntet wird während der heissen Jahreszeit, über mehrere Monate. Zwei Wochen nach dem ersten Anritzen wird der Baum erneut verletzt und noch einmal 14 Tage später. Erst die dritte Einkerbung bringt jenes weissliche Harz hervor, das von höchster Qualität ist. Auch der Standort des Weihrauchbaumes beeinflusst die Qualität des Harzes. Je weiter entfernt der Baum von der Küste steht und je trockener die Erde ist, desto besser wird die Qualität. Zehn Kilo Weihrauch können von einem grossen Baum gewonnen werden. Dann lässt man ihn für zwei Jahre in Ruhe, erklärt unser Guide Mohamed. Der wohlriechende Weihrauch kommt im Orient nicht nur in den Moscheen zum Einsatz. Es werden Wohnräume und Kleidung parfümiert und er verleiht Trinkwasser eine erfrischende Note. Zudem wirken die ätherischen Dämpfe desinfizierend und lindern Atembeschwerden. Als Pulver eingenommen, hilft das Harz gegen Magen-, Darm- und Nierenbeschwerden und als Kaugummi gekaut, soll er einen frischen Atem verleihen.

DER SOUK VON SALALAH

Herzstück des alten Salalah ist der Weihrauch-Souk im Viertel Al-Hafa. Nach Qualität sortiert und in kleine Plastiksäckchen abgefüllt, wird Luban, wie das duftende weisse Gold heisst, in den farbenfrohen Ständen zu Pyramiden aufgeschichtet. Daneben stehen bunt bemalte Weihrauchbrenner und goldverzierte Glasflakons mit schweren, orientalischen Düften, die uns den Atem stocken lassen. Auch die bunt bestickte Kumma, die traditionelle Kopfbedeckung der Männer, wird dekorativ ausgestellt. Düfte sind ein wichtiger Teil der omanischen Kultur und prägen viele Bereiche des Alltagslebens und des sozialen Zusammenseins. Jede omanische Frau besitzt eine Vielzahl an diversen Flaschen, Flakons und Döschen mit aromatischen Duftstoffen und auch die Männer lieben es, sich zu parfümieren. Mohamed lässt es sich nicht nehmen, uns zu demonstrieren, wie er sein Dishdasha, das unverkennbare, knöchellange Gewand des omanischen Mannes, mit dem Rauch von Bakhoor beduftet, indem er sich über ein Gefäss mit rauchendem Bakhoor stellt und den Duft dem Körper entlang hochsteigen lässt. Bakhoor ist eine Mischung aus diversen Ingredienzen wie Weihrauch, Sandelholz, Myrrhe, Moschus, Safran, Rosenblättern oder Blütenölen. Jede Familie hat ihr eigenes, streng geheim gehaltenes Rezept, das von der Mutter an die Tochter weitergegeben wird. Für die Herstellung von Bakhoor werden die festen Stoffe zuerst zermahlen, dann mit Zucker, Wasser und Duftölen vermischt, gepresst und in der Sonne getrocknet.

SALALAH

Mit knapp 300 000 Einwohnern ist die junge, aufstrebende Küstenstadt im Süden des Sultanats nach Maskat der zweitgrösste Ort im Oman. Es ist die Geburtsstadt von Sultan Qaboos, dem heutigen Herrscher Omans, der hier auch seine Kindheit verbrachte. Im Sommer soll sich Seine Majestät regelmässig in Salalah aufhalten. Unser Guide Mohamed lobt seinen Herrscher in den höchsten Tönen. Wohl zu Recht denn Sultan Qaboos setzt sich seit der Machtergreifung im Juli 1970 engagiert für die Öffnung und Modernisierung seines Landes ein. Davon zeugen unter anderem zahlreiche neuere Bauten in Salalahs Zentrum, wie zum Beispiel die 2009 eröffneten Sultan-Qaboos-Moschee. Sie ist eine der zahlreichen prächtigen Moscheen, die der Sultan mit Mitteln seines  Privatvermögens seit Anfang des neuen Jahrtausends erbauen liess. Etwas ausserhalb des Zentrums von Salalah stoppen wir an einem der zahlreichen Früchte- und Gemüsestände. Kaum haben wir unseren Jeep verlassen, streckt uns ein Händler bereits eine frisch aufgeschlagene Kokosnuss entgegen. Noch so gerne geniessen wir die durstlöschende Milch. Gleich hinter den Ständen befinden sich die Plantagen, wo im Schatten der schlanken Palmen Mangos, Bananen und Papayas, Guaven, Chirimoyas und Melonen angebaut werden. Mohamed erklärt uns, dass eine Kokospalme komplett verwertet wird: die Nuss als Getränk, Süssigkeit und Gefäss, der Stamm als Baumaterial, die Blätter für Dächer, Matten oder als geflochtene Behältnisse.

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