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Magazin 01/17 Tipps & Adressen Wein

GRAUBÜNDEN – ****SUPERIOR HOTEL CASTELL – THE FINE ART OF RELAXING

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Fotografie: Christine Zenz
Text: Ursula Egli

Wäre das Castell das, was es von Weitem zu sein scheint, nämlich ein Märchenschloss, hätte es uns nicht verwundert, anstelle eines Concierge zum Beispiel von einem gestiefelten Kater begrüsst zu werden. Aber das Castell hat sich seit seiner umfassenden Renovation 2004 ganz der Kunst verschrieben und so empfängt uns am Eingang ein gestiefeltes Pferd aus Bronze und im Innern flattert uns eine von Tauben getragene Lederhose entgegen. Das imposante Haus thront auf einer Felsterrasse oberhalb von Zuoz und blickt auf eine über 100-jährige, bewegte Geschichte zurück. Ursprünglich als Kurhaus konzipiert, wurde es 1912/1913 von Nicolaus Hartmann III. dem berühmten, aus St. Moritz stammenden Architekten, im Auftrag von Hermann Gilli in Anlehnung an ein mittelalterliches Kastell entworfen und errichtet. 1923 wurde das Hotel von Giacomo Andrea Gilli, dem Sohn des Bauherrn, übernommen und entwickelte sich zu einem der führenden Häuser im Engadin. Illustre Gäste wie der deutsche Kronprinz oder berühmte Autoren wie Stefan Zweig und Arthur Schnitzler beehrten das Castell. In den folgenden Jahrzehnten wechselte das Castell mehrfach den Besitzer, bis es Mitte der 90er-Jahre von der Castell Zuoz AG mit Ruedi Bechtler als Hauptaktionär übernommen wurde. Der Zürcher Unternehmer und Kunstliebhaber baute das Traditionshaus erfolgreich als Treffpunkt für kulturinteressierte Gäste auf und stattete es mit seiner persönlichen Kunstsammlung aus. Heute erstrahlt das Hotel Castell wieder in neuem Glanz: Die 68 Zimmer wurden neu gestaltet und eingerichtet: die eine Hälfte im grossstädtischen Stil des Amsterdamer Architekturbüros UN Studio von Ben van Berkel und Caroline Bos, die andere Hälfte vom St. Moritzer Architekten Hans-Jörg Ruch, der mit Arvenholz behagliche Refugien schuf. Emotional und farblich einmalig haben Gabrielle Hächler und die Künstlerin Pipilotti Rist die «Rote Bar» in Szene gesetzt. Viel Kunst ist auch ums Haus zu finden: Prägnant sind die Holzterrasse und das Felsenbad des japanischen Künstlers Tadashi Kawamata. Über einen langen Holzsteg gelangt man zu Wasserbecken, Sonnenterrasse und Saunahäuschen. Das architektonische Werk erscheint unfertig, zerbrechlich und provisorisch. Wie in anderen Projekten spielt Kawamata im «Felsenbad» mit Funktionalität und ihrer gleichzeitigen Auflösung. Zum kreativen Ambiente passt auch die ideenreiche und ehrliche Küche von Küchenchef Helmut Leitner, die geprägt ist vom alpinen Raum, aber auch durch mediterrane Einflüsse und Seitenblicke in die ganze Welt bereichert wird. Der Südtiroler versteht es, mit regionaltypischen und saisonalen Produkten perfekte Harmonie auf den Teller zu zaubern.

Was gibt es Schöneres, als einen Abend lang mit feinster Kulinarik und hervorragenden Weinen verwöhnt zu werden? Und dies erst noch in spannendere Begleitung innovativer Winzer, die so manche Anekdote über ihre Weingüter zu erzählen haben. Initiatoren des Wine-and Dine-Abends im Hotel Castell sind Emerita und Dani Matter von Dani Matter Weine in Samedan. Zusammen mit Irene und Martin Müller, Gastgeber im Hotel Castell, haben sie ein Champagnerhaus aus Frankreich und drei Winzer aus Norditalien ausgesucht, welche Weine produzieren, die perfekt zur alpin inspirierten Küche ihres Südtiroler Küchenchefs Helmut Leitner passen. Den Auftakt zum Aperitif machte das Champagnerhaus Janisson. Cyril Janisson produziert zusammen mit seinem Bruder und dem Vater in Epernay pro Jahr exklusive 70 000 Flaschen Champagner. Qualität vor Quantität ist das Credo des Hauses, das  zupackende, reichhaltige aber auch finessenreiche Champagner kreiert. Das raffinierte Randen-Carpaccio wurde von einem Chardonnay Cuvée Bois 2012 aus dem Weingut Les Crêtes begleitet. Constantin Charrère gilt im Aostatal als einer der Pioniere des dortigen Weinbaus, der aufgrund der alpinen Lage sehr anspruchsvoll und hart ist. Constantin umschreibt die Weine der Region als «Berg im Glas». Die Ravioli mit Brasato gefüllt und Trüffeln wurden von einem Barbaresco DOCG begleitet. Die Lage Rabaja gilt in Barbaresco als eine der besten. Das Weingut Azienda Agricola Giusepppe Cortese macht aus den Trauben Poesie im Glas. Als weiteren Produzenten lernen wir Christian Plattner vom Weingut Ansitz Waldgries in Bozen kennen. Sein Lagrein Riserva DOCG 2012 begleitete den Kalbshohrücken. «Der Lagrein ist unverwechselbar sortentypisch. Wild und knackig, dennoch fein und elegant. Fast wie wir Menschen eben», sagt Christian Plattner.

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