SÖCKCHEN AN OSTERN
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Ostern war für mich immer ein besonderes Fest. Das lag in frühen Kindertagen vor allem an den Söckchen, die ich pünktlich am Ostersonntag gegen die kratzigen, selbst gestrickten Nachkriegsstrümpfe inklusive glänzender Strumpfhalterclips austauschen durfte!
Es lag auch an den Ostereiern. Am allerliebsten waren mir die Spiegeleier-Kopien aus weissem und gelbem Fondant. Es gibt sie immer noch – die wenigen Chocolatiers, die das Handwerk beherrschen, dieses nostalgische Naschwerk herzustellen. Mir bereiten sie damit eine grosse Freude. Jedes Jahr leiste ich mir ein Tütchen. Davon wird mein Chocolatier nicht reich, aber mein Herz macht einen Luftsprung!
Ich lasse die kleinen flachen Zuckereier in kurzen Abständen, eins nach dem anderen, genüsslich auf der Zunge zergehen. Welch eine Sünde! Mein Kinderherz macht auch heute noch bei dieser Zeremonie zwei Saltos. Einen vorwärts und einen rückwärts. Herzsprünge sind selten. Einzigartig und wunderbar. Für mich sind es Seelenwärmer, die mich oft auf Zeitreisen begleiten. Beim Genuss der Fondant-Eier treffe ich jeweils «Alice im Wunderland» und nehme Platz an der Teetafel des Hutmachers, ein Höhenpunkt des Märchens. Eine aufregende Geschichte. So aufregend wie mein Leben. Jede Geschichte ist endlich. Freude kann unendlich sein. Wir müssen ihr erlauben, viele Augenblicke zu einem Kreis zusammenzufügen.
In Zeiten der Kelten hatten Kreise magische Kraft. Für mich ist die Formel der Quadratur des Kreises ein mathematisches Phänomen. Kreise hatten von jeher Symbolcharakter. Heute möchte ich Ihnen den Kreis als die Symbolik für unseren Zusammenhalt in diesen besonderen Zeiten geben. Gemeinsam, als Bindeglied eines Kreises schafft es jeder von uns, frei zu sein. Den Frühling fühlen. Vertrauen schenken. Freundschaften pflegen!
Ich wünsche Ihnen ein Osterfest mit Söckchen und Fondant-Eiern und einen Platz in dem Kreis, der das Glück zusammenhält.
Herzlichst
Ihr La Tavola-Team und
Marion Michels