Tippe um zu schreiben

Magazin 04/17 Wein

BIELERSEE – ANNE-CLAIRE SCHOTT

Teilen

Fotografie: Béatrice van Strien, Tourist Office Bielersee, Anne-Claire Schott
Text: Béatrice van Strien

Mitten im pittoresken Dörfchen Twann ziehen wir an der Türglocke von Schott Weinbau, nachdem wir die Weinprämierungsplaketten vor dem Eingang gebührend bewundert haben. Anne-Claire, die Chefin des Hauses, öffnet weit  die Tür, aus der Peter Schott herausdrängt, zurück in den Weinberg, wo viel Arbeit wartet. Mit seiner Frau hat er 38 Jahre lang den Betrieb geführt und auf dreieinhalb Hektaren erweitert. Von seinen profunden Kenntnissen über Böden und Mikroklima kann seine Tochter, der er am ersten Tag des Jahres 2016 das Weingut übergeben hat, viel profitieren. Die vor Energie sprühende Jungwinzerin hat einen furiosen Start hingelegt. Leidenschaftlich, das ist wohl das passendste von allen Adjektiven, die einem in den Sinn drängen, wenn sie von ihren Ideen, ihrer Weinphilosophie, ihrem Wein redet. Winzerin wurde sie auf Umwegen, hatte sie doch erst den Bachelor in Kunstgeschichte und Soziologie an der Uni Basel gemacht. Neugierig, wie eine Frau den Winzerjob anpacken würde, machte sie daraufhin ein einjähriges Weinpraktikum in Genf und liess sich in Changins zur Önologin ausbilden. Ein weiteres Jahr sah sie ihrem Vater auf die Finger, bevor sie das Weingut übernahm. Mit ihren Eltern diskutiert sie ihre Ideen, aber was sie sich vorgenommen hat, führt sie aus. Schliesslich lernt man auch aus Fehlern. Ein Jahr lang hat sie sich geistig mit biodynamischem Weinbau befasst, die Schriften von Rudolf Steiner studiert, Seminare besucht. Aus angeborener Neugierde, aber auch, weil sie fühlte, dass das für sie die richtige Weinbaumethode wäre. Dann wagte sie die Umstellung und freute sich riesig, als alle im Weingut mitzogen. Allein ist so was nicht zu schaffen. 25’000 Rebstöcke müssen in Handarbeit gepflegt und gehegt werden. Das Spritzen, das wegen des feuchtwarmen Wetters vielleicht schon morgen ansteht, ist körperlich sehr anstrengend. Für drei Hektaren braucht sie vierzehn Stunden, konventionell mit Raupenfahrzeugen ist das in fünf bis sechs Stunden zu bewältigen, was aber zu Lasten des Bodens geht. Ihr grosses Projekt heisst «Aroma der Landschaft», der erste Wein, der daraus entstand, ist der BLANC. Ein Wein, der nur aus Trauben gekeltert wird, die am Fuss ihrer Steinmauern wachsen, in einem perfekten Mikroklima. Komponiert wäre wohl der richtige Ausdruck, denn hier handelt es sich um verschiedene Sorten, weisse und rote, die allerdings alle wie Weisswein verarbeitet werden. Der Wein gärt und reift als Einziger im eiförmigen Betontank, wo er, abgeschirmt von allen Einflüssen, seine Aromen entfalten und sich harmonisieren kann. Mit dem Land-Art-Künstler Ulrich Studer hat sie die Etikette für diese einzigartige Cuvée entwickelt und eine noch verrückt- schönere für den Pinot Noir der Serie «Aroma der Landschaft». Spontangärung, in französischer Eiche gereift, ungefiltert abgefüllt charakterisiert diesen Rotwein. Der zweite Jahrgang beider Weine unterscheidet sich sehr vom ersten. «Es sind Bekanntschaften, die man schliessen, Weine, auf die man sich einlassen muss», formuliert es Anne Claire. Die vielen treuen Kunden, zu achtzig Prozent Privatkundschaft, finden natürlich immer noch die Weine, die sie von Peter Schott kennen, interessieren sich aber sehr für die Kreationen seiner Tochter und kaufen von den raren Flaschen, sogar, wenn der Preis ihr normales Budget sprengt. Mit etwa 1’200 Flaschen pro Jahrgang wird die kreative Winzerin weiterhin Ideen verwirklichen, ausprobieren, ob es klappt oder eben nicht. «Diese Weine kauft niemand, der mich nicht getroffen hat», meint sie. Ich denke: «Wer sie getroffen hat, will diese Weine kaufen.»

Anne-Claire Schott
Dorfgasse 47, CH-2513 Twan
Tel. 0041 (0)32 315 52 17
info@schottweine.ch
www.schottweine.ch

…weitere Beiträge rund um den Wein finden Sie hier.

Tags

Weitere Beiträge

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Your email address will not be published. Required fields are marked *