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Magazin 03/19 Reisen Weine

ELSASS – LE CHÂTEAU DOMAINE REICHENBERG

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Fotografie: Christine Zenz
Text: Marion Michels

EIN SCHLOSS UND ZWEI LIEBESGESCHICHTEN

Fast surreal, trutzig, gleich einer Festung und doch charmant. Schloss und  Wohnsitz einer Familie, die es gut hat mit- und neben- und füreinander. Évelyne kenne ich seit Jahrzehnten. Jetzt hat sie ihren Prinzen gefunden, ein Schloss und die zauberhaftesten Schwiegereltern gleich dazu. Märchen werden manchmal wahr und es ist schön, von ihnen zu erzählen. Auch Évelynes Traum von einem eigenen Wein ist mit dieser Ehe in Erfüllung gegangen. Zu Beginn erzählte sie mir scherzend, dass Martin ein Bauer sei. Ein Winzer denke ich, wäre der Realität näher gekommen. Einer mit Herz und Leidenschaft. Und einer, der die Natur liebt, der seine Reben rund um das Schloss hegt und pflegt und jetzt mit seiner Liebe zu Évelyne auch die richtige Önologin gefunden hat, um die eigenen Weine von Château du Reichenberg zu vinifizieren. Wein ist Passion und Leidenschaft, aber er bedeutet Fleiss und Beharrlichkeit. Den ersten Muscat Château du Reichenberg konnten Évelyne und Martin an ihrer Hochzeit ihren Gästen kredenzen.

Das Leben auf dem Schloss hat sich verändert, seit in dem Hausteil neben dem Tor Évelyne und Martin und der Schnauzer Jeep eingezogen sind. Dieses Haus ist ein echtes Juwel, eingerichtet von «Nane», einer in jungen Jahren renommierten Innenarchitektin. «Nane» hat nicht nur ein Flair für Design, sie hat auch einen grünen Finger oder gleich mehrere. Der Schlossgarten ist ihr Reich und jede Rose hat ein Namensschild, das es der nächsten Generation leicht macht, ihre Sorte zu erkennen. Als Erstes erkundeten wir den Schlossgarten, in dem die Glocke aus der Normandie noch heute läutet. Mit dieser Glocke begann vor 70 Jahren eine zauberhafte Liebesgeschichte, die bis heute ein kleines Wunder ist. Es ist die Schulglocke eines Internats in der Normandie, in dem «Nanes» Eltern die Direktoren waren. Der damals siebenjährige Patrick war hier Internatsschüler, als er der dreijährigen «Nane» das erste Mal auf dem Spielplatz begegnete. Er zertrat «Nanes» Sandburg und «Nane» kommentierte den Eklat mit den Worten: «Ich heirate ihn!». Und so geschah es. Patrick hat diese Glocke über der alten Treppe zu seinen Rebbergen installiert, so erinnert sie «Nane» und Patrick täglich an den Beginn ihrer Liebe.

LE CHÂTEAU DU REICHENBERG

1995 wurde das Schloss als «Monument Historique» ausgezeichnet. Seine Geschichte beginnt jedoch viel früher, im13. Jahrhundert. Der Herzog von Lothringen errichtete in dieser Zeit eine erste Festung auf jenem Felsen, auf dem heute das Haus von Évelyne und Martin steht. Die grosse Schloss-anlage entstand wesentlich später. Überspringen wir die Gräueltaten vieler Kriege, Plünderungen und die eines grossen Feuers und beginnen, unsere Geschichte Ende des 19. Jahrhunderts. «Diese Zeit war sehr romantisch», erzählt Patrick Cognacq. Es war ein Dr. Ehret, der 1870 auf den Ruinen der alten Festung einen vierstöckigen und rechteckigen Turm baute. Ca. 1914 errichtete Dr. Ehret auf den Fundamenten des mittelalterlichen Donjons ein Haus, in dem es endlich eine grosse Küche und einen Kamin gab. Bald darauf, nach dem Tod seiner Frau, 1918, verkaufte er das Schloss an den Grafen von Pange. Der Graf liess durch beste Handwerker weder Kosten noch Mühen scheuen, die ursprüngliche Burg zu rekonstruieren und stattete sie mit zeitgemässem Luxus aus. Aber das Anwesen brachte ihm kein Glück und er verkaufte es 1922 an Edmont Bapst, einen Diplomaten, der das Schloss mit einer Zentralheizung ausrüstete, Badezimmer installierte und sogar einen bronzenen Lift einbaute. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Schloss geplündert, verbrannt und bombardiert. Danach war das Gebäude kaum bewohnbar. 1970 übernahm Patrick Cognacq, inzwischen Architekt in Colmar, mit seiner grossen Liebe und Ehefrau «Nane» das Schloss von seiner Mutter. «Nane» stand ihm während der vielen Jahrzehnte der Instandsetzung bedingungslos zur Seite. Es gleicht einem Wunder, dass die Familie Cognacq mit 80 % Eigenleistung das Schloss wieder aufbauen konnte. In dieser Zeit begann die Geschichte von Martins und Évelynes Wein, ohne dass es irgendjemand ahnte. Um Geld für den Umbau zu generieren, pflanzte Patrick rund um das Schloss Reben, bewirtschaftete sie eigenhändig und verkaufte sie an einen Weinhändler in Ribeauvillé. «Der Traum von Château du Reichenberg war möglich», erzählt Patrick, «weil ich ein guter Maurer, ein guter Steinmetz und ein guter Fliesenleger war. Meine beiden Söhne sind gute Schreiner und einer davon ist sogar ein guter Elektriker.»

Patrick schmunzelt. Seine beiden Söhne sind kluge Köpfe. Der eine ist Architekt wie sein Vater, der andere Informatiker. Und Dank seiner Frau jetzt Winzer. Die Familie verbindet die grosse Liebe und Leidenschaft zum Schloss. Das letzte Wort in meinem Interview hat seine Frau «Nane»: «Was ich Ihnen nicht erzählt habe, ist, dass sein Schloss eine sehr fordernde Geliebte ist», sagt sie und schliesst mit einem Lächeln.

LES DEMOISELLES DE REICHENBERG

In dem romantischen Bergheim öffnete am 1. Juni 2019 die Weinhandlung der Familie Cognacq «Les Demoiselles de Reichenberg» ihre Tür. Hier finden Sie exklusiv die Weine von Château du Reichenberg und namhafte andere Elsässer Spitzenweine, lokale Spezialitäten und Trouvaillen des Elsass.

GUTSCHEIN | Unsere Leser erhalten exklusiv einen Gutschein von 10%. Er ist gültig auf alle Einkäufe bei Les Demoiselles de Reichenberg bis 30. September 2019.

2 rue du Haut Koenigsbourg, 68750 Bergheim, Frankreich
Tel. 0033 (0)6 09 65 75 49
domaine@reichenberg.fr
www.reichenberg.fr
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